Hauskatze
Die Hauskatze (Felis catus) ist ein kleines, fleischfressendes, zu den Katzen gehörendes Säugetier. Sie stammt ursprünglich von der nordafrikanischen Wild- oder Falbkatze Felis silvestris f. lybica ab und ist ein seit mindestens etwa 9500 Jahren vom Menschen gehaltenes Haustier. Sie zählt zu den beliebtesten Heimtieren.
Man unterscheidet dabei Hauskatzen und Rassekatzen. Erstere weisen eine breite Vielfalt von Wuchstypen und Fellfarben auf. Rassekatzen, durch langjährige Züchtung aus Hauskatzen entstanden, müssen dem jeweiligen Züchtungsstandard entsprechen, der von Rasse zu Rasse deutlich unterschiedlich sein kann. Beide Typen umfassen alle Katzen, die in mehr oder weniger direktem Kontakt mit dem Menschen leben und daher als domestiziert gelten.
Körpermerkmale
Äußere Merkmale
Hauskatzen sind im Durchschnitt etwa fünfzig Zentimeter lang und vier Kilogramm schwer. Die Länge des Schwanzes beträgt etwa 25 bis 30 Zentimeter und die Schulterhöhe 30 bis 35 Zentimeter. Die Männchen sind etwas größer als die Weibchen. So beträgt die durchschnittliche Kopf-Rumpf-Länge verwildert auf der Macquarieinsel vorkommender männlicher Hauskatzen 52,2 Zentimeter, die Schwanzlänge 26,9 Zentimeter und das Gewicht 4,5 Kilogramm. Weibchen sind durchschnittlich 47,8 Zentimeter lang, besitzen einen 25,2 Zentimeter langen Schwanz und ein Gewicht von 3,3 Kilogramm. Die National Geographic Society (1981) gibt die durchschnittliche Kopf-Rumpf-Länge mehrerer beliebter Rassen der Hauskatze mit 46 Zentimetern und die Schwanzlänge mit 30 Zentimetern an.
Die Hauskatze besitzt eine M-förmige Zeichnung auf der Stirn und im dominanten Wildtyp einen dunklen Aalstrich und schmale, dunkle Querstreifen an den Körperseiten. Die für die Hauskatze typischen Fellzeichnungen werden als Tabby bezeichnet und es haben sich neben der des Wildtyps weitere Zeichnungen und auch eine Vielzahl an Fellfarben herausgebildet. In Europa, Nordamerika und Australien überwiegt die gestromte Zeichnung, die oft mit einer teilweisen Weißfärbung verbunden ist. Auf der Macquarieinsel sind neunzig Prozent der verwilderten Katzen rot oder gefleckt, die restlichen zehn Prozent sind schwarz oder mit Schildpattmuster.
Die Ohren der Hauskatze stehen aufrecht, sind spitz und können in verschiedene Richtungen gedreht werden. Die Augen sind zum räumlichen Sehen nach vorne gerichtet.
Stütz- und Bewegungsapparat
Das Skelett der Hauskatze besteht aus über 230 Knochen. Der Schädel der Katze ist kurz und robust gebaut. Die Augenhöhle ist nicht vollständig knöchern geschlossen, der hintere Teil wird durch ein bindegewebiges Band verschlossen. Die Wirbelsäule besteht aus sieben Hals-, 13 Brust-, sieben Lenden-, drei zum Kreuzbein verwachsenen Kreuz- und 20 bis 23 Schwanzwirbeln. Das Schlüsselbein ist lediglich ein in den Musculus brachiocephalicus eingelagerter Knochen, der mit dem übrigen Skelett nicht in Verbindung steht. Am unteren Ende der Schulterblattgräte (Spina scapulae), dem sogenannten Acromion, besitzen Katzen einen nach unten gerichteten Processus hamatus und einen für Katzen typischen nach hinten gerichteten Processus suprahamatus. Der Oberarmknochen besitzt an seinem unteren Ende ein an der Innenseite gelegenes Loch (Foramen supracondylare) zum Durchtritt der Arteria brachialis und des Nervus medianus. Die Hinterbeine sind auf die Erhöhung der Kraft mehr im Sprung als im Lauf spezialisiert. Die Katze kann dank ihrer kräftigen Muskulatur sehr gut springen und schnell laufen.
Die Katze geht wie alle Kleinkatzen auf ihren Zehen. An den Vorderbeinen hat sie fünf Zehen, wovon eine nicht auf den Boden kommt, und vier an den Hinterbeinen. Die scharfen gebogenen Krallen dienen zum Fangen und Halten der Beute. Sie liegen in Ruheposition durch elastische Bänder zurückgezogen in einer Hauttasche. Sie können zum Beutefang, Klettern oder zur Verteidigung „ausgefahren“ werden.
Verdauungsapparat
Gebiss der Katze
Das bleibende Gebiss der Katzen hat 30 Zähne. Es hat in jeder Kieferhälfte drei Schneidezähne (Incisivi, I) und einen Eck- oder Hakenzahn (Caninus, C). Im Oberkiefer sind drei, im Unterkiefer nur zwei vordere Backenzähne (Prämolaren, P) ausgebildet. In jeder Kieferhälfte ist nur ein hinterer Backenzahn (Molar, M) vorhanden.
Graphisch lässt sich diese Zahnformel so ausdrücken:
Das Milchgebiss der Katzen hat 26 Zähne. Mit etwa sechs Monaten findet der Zahnwechsel statt. In dieser Zeit kann es zu „Doppelzähnen“ kommen, wenn die Milchzähne nicht ausfallen. Die hinteren Mahlzähne haben keine Milchzahnvorgänger, die Zahnformel lässt sich also folgendermaßen darstellen:
Mit den kräftigen Kiefermuskeln und den scharfen Zähnen kann die Katze kleinere Beute rasch mit einem Biss töten. Die stark ausgebildeten Eckzähne haben hierfür an der Basis Drucksensoren, die der Katze erlauben, den Todesbiss genau zu dosieren. Mit den Reißzähnen, die enormen Druck ausüben können, können Fleisch und kleine Knochen zerkleinert werden. Zudem dienen die kleinen Eckzähne der Fellpflege.
Mit den nach hinten gerichteten stark verhornten mechanischen Zungenpapillen auf der Zunge raspelt die Katze das Fleisch von den Knochen. Außerdem setzt sie ihre Zunge als Bürste beim Putzen des Fells ein.
Der Magen-Darm-Trakt der Katze ist relativ einfach gebaut und kurz. Der Magen ist einhöhlig-zusammengesetzt. Der Blinddarm ist nur 2 bis 4 cm lang, ein Wurmfortsatz ist nicht ausgebildet. Der Grimmdarm ist, wie beim Menschen, in Form eines einfachen, nach hinten offenen U gestaltet, hat aber keine Bandstreifen.
Lebenserwartung
Im Haus lebende Katzen erreichen bei guter Pflege in der Regel ein Alter von 12 bis 15 Jahren. Es sind vereinzelt Lebensalter von mehr als 20 Jahren belegt. In freilaufenden Katzenpopulationen ohne menschliche Zuwendung und medizinischer Betreuung liegt die Lebenserwartung einer Katze bei 1,4 und 3,2 Jahren (männliche Tiere) bzw. 3,3 und 4,2 Jahren (weibliche Tiere). Diese Zahlen gehen aus Untersuchungen hervor, die durch Liberg (1980) in einem ländlichen Gebiet Schwedens und Legay / Pontier (1983) in der französischen Stadt Lyon durchgeführt wurden.
Sinnesleistungen
Katzen sind effiziente Jäger. Vor allem der scharfe Sehsinn und das feine Gehör mit der Funktion des Richtungshörens helfen ihnen beim Auffinden der Beutetiere.
Sehsinn
Reflexion des Auges
Die großen Augen sind frontal ausgerichtet, wodurch räumliches Sehen und exaktes Einschätzen von Entfernungen möglich sind. Die Katze nimmt besonders gut rasche Bewegungen wahr und sieht bei Dunkelheit um etwa 50% besser als der Mensch. Dies wird durch die hohe Dichte an Stäbchen auf der Netzhaut möglich. Das Stäbchen-/Zapfenverhältnis der Netzhautrezeptoren liegt bei etwa 63:1 (beim Menschen 20:1), variiert jedoch sehr stark zwischen Zentrum der Netzhaut (10:1) und Peripherie (200:1). Ein weiterer Grund ist das Tapetum lucidum, eine direkt hinter der Netzhaut liegende Zellschicht, die das durch Stäbchen und Zapfen nicht absorbierte Licht nochmals auf die Sehzellen reflektiert. Diese Schicht ist auch der Grund, warum Katzenaugen im Dunkeln zu leuchten scheinen, wenn man sie anleuchtet. Katzen sehen daher auch bei Dämmerung und in der Nacht noch sehr gut. Da die Katze ihre Augen nur wenig nach links oder rechts bewegen kann, muss sie, um in eine andere Richtung sehen zu können, ihren Kopf bewegen. Durch die nach vorne gerichteten Augen ergibt sich eine starke Überschneidung der Sehachsen, was ein gutes räumliches Sehvermögen bedeutet. Der Sichtwinkel der Katze beträgt 200° bis 220°. Die schlitzförmigen Pupillen werden bei zunehmender Dunkelheit kreisrund.
Das Auge der Katze hat wie das des Hundes zwei unterschiedliche Zapfentypen (Dichromat), die für Gelb bzw. Blau empfindlich sind. Dadurch wird nur ein Teil des menschlichen Farbspektrums abgedeckt: Rot ist eine Farbe, die sowohl Hund wie auch Katze nicht sehen können (siehe auch: Das Auge des Hundes), Rot wird vermutlich als gelblich gesehen; das Auge ist für den Blaubereich am empfindlichsten.
Katzen sehen kleine Details nicht genau und können Farben weniger gut unterscheiden als der Mensch, da die Anzahl farbempfindlicher Zapfen viel geringer ist. Dennoch können Katzen ihre Umgebung in Blau- und Grünschattierungen in verschiedenen Intensitäten und Kombinationen wahrnehmen.
Die bevorzugte Farbe der Katzen ist Blau. Dies wurde bei über 2000 Versuchen des Instituts für Zoologie der Universität Mainz festgestellt. Unter verschiedenen Beleuchtungsverhältnissen hatten die Katzen die Wahl zwischen Gelb und Blau, um an ihr Futter zu kommen. 95 Prozent entschieden sich für die Farbe Blau.
Bei der Geburt haben alle Katzen blaue Augen. Ihre spätere Farbe entwickelt sich im Laufe der ersten drei Monate.
Gehör
Ohrmuschel einer Katze mit dem Tragus und Antitragus (Tasche zum Richtungshören)
Das Gehör ist bei der Katze besonders gut ausgebildet und zählt zu den besten unter den Säugetieren. Es ist empfindlicher als das des Hundes und dreimal leistungsfähiger als das des Menschen. Der Frequenzumfang des Gehörs der Katze umfasst 10,5 Oktaven. In den niedrigsten Frequenzbereichen ist es mit dem des Menschen vergleichbar, in den mittleren Frequenzen dagegen weit überlegen. Die obere Frequenzgrenze (100 kHz) liegt im Bereich der Geräusche, die Mäuse als wichtigste Beutetiere von sich geben. Zum Lokalisieren einer Schallquelle verharrt die Katze unbeweglich und richtet die meist großen, aufgerichteten und beweglichen Ohren in die Richtung, aus der das Geräusch kommt.
Gleichgewichtssinn
Die Katze hat einen sehr guten Gleichgewichtssinn. Bei einem Fall aus zwei bis drei Metern Höhe kann sie sich aus fast jeder Lage in die Bauchlage drehen, bevor sie mit nach unten ausgestreckten Pfoten auf dem Boden landet; der Schwanz dient ihr dabei als Ruder. Beim Fall aus sehr großen (nicht aber mittleren) Höhen wirkt diese Position sogar als Fallschirm und ermöglicht eine relativ gefahrlose Landung.
Geruchs- und Geschmackssinn
Der Geruchssinn der Katze ist weniger ausgeprägt als ihr Gehör oder ihr Sehsinn. Er ist schwächer als der des Hundes, aber deutlich besser als der des Menschen. Außerdem dient er der Entscheidung, ob eine Speise den Ansprüchen genügt, und nimmt im sozialen Leben der Katze einen hohen Stellenwert ein.
Katzen können salzig, sauer, bitter und Umami unterscheiden, aber süßen Geschmack nicht wahrnehmen. Sie verlieren den Appetit, wenn sie ihren Geruchssinn beispielsweise durch Erkältungen einbüßen.
Katzen erkennen sich am Körpergeruch, der etwas über Geschlecht, Gene, Anwesenheit, hormonellen Status und Revieransprüche aussagt. So spüren Mütter ihre Jungen auf und halten sie am Geruch auseinander. Auch signalisieren Weibchen durch ihren Geruch ihre Paarungsbereitschaft. Sowohl Männchen als auch Weibchen markieren ihre Reviere an immer denselben, regelmäßig inspizierten Stellen durch Duftmarken, die aus Absonderungen aus Schweiß- und Talgdrüsen gebildet werden.
Die Schweißdrüsen sitzen vor allem an den Fußballen, im Umkreis des Maules, am Kinn, um die Brustwarzen und um den Anus. Die Talgdrüsen sind am Oberkiefer, an der Schwanzwurzel und beim Männchen unter der Vorhaut konzentriert. Kater haben zusätzlich eine Anhäufung von Duftdrüsen in einer Art mit einem Kanal versehenen Tasche neben dem Anus. Alle Schweiß- und Talgdrüsen dienen hauptsächlich der Kommunikation über den Geruch. Durch Reiben an Gegenständen, Artgenossen und Personen oder durch Verspritzen von Urin als Duftmarken wird diese Information weitergegeben. Beim Aufnehmen von Düften hilft Katzen ein spezielles Organ, das zwischen Rachen- und Nasenhöhle sitzt und Jacobsonsches Organ genannt wird.
In Momenten starker Gefühlsregung kann es vorkommen, dass sich der anale Drüsenbeutel der Katze entleert und eine strengriechende braune Flüssigkeit freigibt. An einigen Düften können sich Katzen regelrecht berauschen und „flehmen“ dann mit halb offenem Mund mit hochgezogener Oberlippe und gekräuselter Nase. Zu diesen Düften gehören Geruchsstoffe von Pflanzen, im Besonderen Katzenminze Nepeta cataria (Nepetalacton, Actinidin), Baldrian Valeriana (Valepotriate?, Isovaleriansäure?, Actinidin), Actinidia polygama (Matatabilacton, Actinidin) und Katzengamander Teucrium marum (Teucriumlacton C), aber auch dem Menschen eigene Gerüche. Zudem werden durch das so genannte „Flehmen“ auch oft neue Gerüche aufgenommen und abgespeichert.
Tastsinn
Eine Katze hält die Beute mit der Pfote fest
Katzen haben einen hoch entwickelten Tastsinn. Sie besitzen über den ganzen Körper verteilt Tastrezeptoren. Die hauptsächlich an Ober- und Unterlippe sowie über den Augen befindlichen langen Tast- bzw. Schnurrhaare, deren Wurzeln mit dem weit verzweigten Netz der Nervenenden verbunden sind, signalisieren, wenn Gefahr droht, eine Öffnung zu eng oder ein Hindernis im Weg ist. Mit ihrer Hilfe erkennen sie Gegenstände und Tiere, die sie in der Dunkelheit nicht sehen können. Besonders empfindlich sind auch die Rezeptoren an den Vorderpfoten, die vor allem bei der Jagd oder bei der Handhabung der Nahrung eine wichtige Rolle spielen.
Verhalten
Die alte Lehrmeinung, Hauskatzen seien per se Einzelgänger, ist lange widerlegt. Es gibt zwar – wie bei allen sozialen Tierarten – auch unter den Hauskatzen Einzelgänger, von Natur aus sind sie jedoch soziale Tiere. Beobachtet man größere Katzenpopulationen, beispielsweise auf vielen Bauernhöfen oder in manchen Großstädten, wie zum Beispiel in Rom vor dem Kolosseum, sind vielfältige soziale Interaktionen zwischen den Tieren augenfällig.
Sozialverhalten
Im Gegensatz zu Wildkatzen haben viele Jahrhunderte des Zusammenlebens mit den Menschen sie offener für eine Bindung an Artgenossen werden lassen. Auf dem Land, wenn Katzen zwar zu einem Haus gehören, aber dort außerhalb der direkten Kontrolle durch den Menschen leben, schließen sie sich häufig zu kleinen Gruppen aus verwandten Weibchen, deren Jungen, halbwüchsigen Jungen und ein oder zwei Katern zusammen. Die vielen Katzen in den verschiedenen Farben stammen wahrscheinlich alle von einer einzigen Katze ab, welche die Begründerin dieser Gemeinschaft war.
Während sich die Männchen beim Erreichen der Geschlechtsreife meist zerstreuen, bleiben die Weibchen im Revier der Mutter und vergrößern so die Gruppe. Sie ziehen die Jungen auf und verjagen fremde Eindringlinge, zeigen sich aber gegenüber ausgewachsenen Katern toleranter, da jene größer und aggressiver sind. Auch wenn sie das vom Menschen bereit gestellte Futter teilen, bleiben sie auf der Jagd jedoch Einzelgänger. Bei Einbruch der Nacht schleichen sie allein durch die Wiesen und Wälder und suchen nach Beute. Ihre Jagdmethode, die sie als Schleich- oder Lauerjäger charakterisiert, ähnelt der ihrer wild lebenden Verwandten: Anschleichen an die Beute und Ansprung aus kürzester Entfernung. Besonders jüngere Katzen reagieren auf bewegte Gegenstände fast wie auf lebendige Beute, wodurch sie ihre Jagdfähigkeit zusätzlich trainieren („Spieltrieb“).
In großen Städten, in denen sich die Ämter nicht verstärkt um die Unterbringung herumstreunender Tiere in Tierheimen kümmern und ein entsprechend reichliches Nahrungsangebot vorhanden ist, halten sich oft zahlreiche Katzen in bestimmten Bereichen auf. In städtischen Gärten, auf Friedhöfen, an Ausgrabungsstätten und auch in Industriegebieten können sich große Kolonien bilden. Innerhalb der Kolonien besteht eine Rangordnung von kleineren, matriarchalischen Gruppen.
Kommunikation
Hauptartikel: Kommunikation der Katze
Katzen kommunizieren durch Körpersprache, Laute und Gerüche. Duftsignale werden sowohl zur Kommunikation in der direkten Begegnung als auch auf weite Entfernungen eingesetzt. Talg- und Schweißdrüsen produzieren die dafür notwendigen Duftstoffe, die durch Reiben, Kratzen und Urin an Gegenständen, Pflanzen und Personen verteilt werden.
Körpersprache
Kommen Katzen in näheren Kontakt, signalisieren sie ihren emotionalen Zustand durch die Haltung und die Bewegungen des ganzen Körpers und des Schwanzes. Auch die Stellung der Ohren und die Erweiterung oder Verengung der Pupillen spielen eine Rolle.
Aufmerksame wildfarbene Abessinier
Gähnende Hauskatze
Ist die Spitze des aufrechten Schwanzes stark durchgebogen, kann das eine freundliche Begrüßung oder auch Vorfreude bedeuten auf das, was sie vom Menschen erwarten, besonders wenn die Schwanzspitze leicht zittert. Ein hocherhobener Schwanz mit leicht gebogener Spitze kann Freude, Vergnügen, Erwartung oder Spannung bedeuten. Hat die Katze ihren Schwanz erhoben, so fühlt sie sich normalerweise wohl und sicher. In entspannter Haltung wird der Schwanz häufig horizontal mit leichter Biegung nach unten getragen. Ist der Schwanz stark nach unten gebogen und aufgeplustert, so ist das oft ein Zeichen der Drohung und Aggression. Schwanzzucken oder schnelles Hin- und Herpeitschen des Schwanzes bedeutet, dass die Katze wahrscheinlich aggressiv oder irritiert ist.
Wichtige Signale gehen auch vom Gesichtsausdruck aus. Fixiert die Katze ihr Gegenüber mit den Augen, so ist dies häufig eine Drohung, die durch das Verengen der Pupillen zu Schlitzen verdeutlicht wird. Dabei richten sich die Schnurrhaare deutlich nach vorne, der Hals wird eingezogen und die Ohren zur Seite gefaltet. Sind die Pupillen erweitert, wird normalerweise Angst und Unterwerfung signalisiert. Fühlt sich die Katze wohl und ist sie entspannt, werden die Augen oft halb geschlossen gehalten, so dass die Nickhaut sichtbar wird. Sind die Ohren zur Seite gefaltet, kann die Katze aggressiv sein. Liegen sie flach nach hinten eng an den Kopf an, signalisieren sie häufig Furcht. Nach vorn gerichtete Ohren können Neugier und Aufmerksamkeit bedeuten.
Das Anschauen mit halb geschlossenen Augen, das von Menschen leicht als „falsch“ missgedeutet wird, ist ein Zeichen von Freundlichkeit oder Zuneigung und dem Lächeln des Menschen vergleichbar. Auch das Blinzeln mit einem Auge ist ähnlich zu deuten. Beides ist vom Menschen leicht zu imitieren und wird von einer vertrauten oder aufgeschlossenen Katze erwidert. Ebenso reagiert eine Katze auf längeres Anschauen gegebenenfalls sogar mit Gähnen. Es ist dann kein Zeichen von Müdigkeit, sondern eine Antiaggressionsgeste.
Vor einem Angriff macht sie sich in der Regel größer und bedrohlicher, streckt die Beine ganz durch, sträubt das Fell auf und geht langsam auf den Gegner zu. Entblößt sie ihr eindrucksvolles Gebiss, macht sie ihrem Gegner damit normalerweise klar, was er bei einem Angriff zu befürchten hat. Eine unsichere Katze macht sich jedoch häufig klein, sammelt die Beine unter dem Körper und legt den Schwanz eng an. Dabei kauert sie sich oft auf den Boden, um sich notfalls sofort auf den Rücken fallen zulassen und den Gegner mit Krallen und Zähnen abwehren zu können.
Auf der Körpersprache gründet sich auch die weit verbreitete Abneigung der Katze gegen Hunde und umgekehrt. Dass dies auf Erbfeindschaft beruht, ist ein Irrglaube. Kommunikationsschwierigkeiten sind der Grund. Wenn beispielsweise der Hund bellend auf die Katze zuläuft, will er unter Umständen nur spielen, die Katze interpretiert das jedoch als Angriff. Die darauf folgende Flucht der Katze weckt wiederum im Hund den Jagdinstinkt.
Schwanzwedeln und Pfötchengeben bedeutet beim Hund freudige Erwartung oder freundliche Begrüßung. Im Gegensatz dazu signalisiert ein wedelnder, peitschender Schwanz der Katze Unmut oder latente Aggressivität, das Heben der Pfote sagt: Bis hierher und nicht weiter! Wenn dagegen sich die Katze (ausnahmsweise) einem Hund mit freundlich erhobenem Schwanz nähert, interpretiert dieser das – wie er es bei der Begegnung mit anderen Hunden gewohnt ist – als „komm mir ja nicht zu nahe“ und reagiert eher aggressiv und mit Gebell.
Wenn Hund und Katze von Kindesbeinen aneinander gewöhnt sind, sollten diese Schwierigkeiten nicht auftreten.
Lautsprache
Sind Katzen sich bereits näher gekommen, werden akustische Signale eingesetzt, um die Aussagen der Körpersprache zu verstärken. Fauchen und Knurren sind Signale für Aggressivität oder auch Angst. Durch taubenartiges Gurren ruft ein Muttertier ihre Jungen zu sich. Das jammernde Geschrei der Kater in der Nacht dient der Behauptung gegenüber Rivalen und der Werbung um ein Weibchen.
Das Miauen ist der charakteristischste Laut, den die Katze hervorbringt. Er kann unterschiedliche Bedeutungen haben und wird in verschiedenen Situationen angewandt. Durch die Domestizierung wurde das Verhalten verstärkt zu miauen, um wie Jungtiere Zuwendung und Leckerbissen zu bekommen. Einige Katzen miauen, wenn sie Angst haben. Nicht domestizierte Katzen vermeiden das Miauen wann immer möglich, um andere Raubtiere (z. B. Greifvögel) nicht unnötig auf sich aufmerksam zu machen.
Ein anderer katzentypischer Laut ist das Schnurren, eine Lautäußerung, deren Entstehung noch nicht geklärt ist. Bereits einige Tage nach der Geburt drücken Kätzchen durch beständiges Schnurren Wohlbefinden aus. Dieser Laut überträgt beim Körperkontakt zwischen Muttertier oder Mensch und Katze Vibrationen. Scheue und unsichere Tiere versuchen, die Gunst des Gefährten zu erobern oder zu bewahren, indem sie ohne Unterbrechung und aus einer gewissen Entfernung hörbar schnurren. Zudem schnurren Katzen auch, wenn sie Schmerzen haben oder krank sind, um ihre Unterlegenheit zu demonstrieren und sich davor zu schützen, dass sich ihre Situation noch verschlechtern könnte. Es dient zudem der eigenen Beruhigung. Wie jüngere US-Untersuchungen ergeben haben, erzeugen Katzen beim Schnurren Vibrationen in einem Frequenzbereich zwischen 27 und 44 Hz.
Die Katze sendet durch ihr Schnurren, die Reibung am Körper und den hoch aufgerichteten Schwanz in der Regel friedfertige, besänftigende Signale aus, die Aggressionen abbauen sollen.
Im Gegensatz zu den Großkatzen ist bei allen anderen Katzenarten das Zungenbein vollständig verknöchert, weshalb allein Großkatzen in der Lage sind zu brüllen.
Schlafverhalten
Wohlfühlhaltung einer Katze
Katzen schlafen in der Regel mehrmals während des Tages über einen kürzeren Zeitraum. Der Schlaf verläuft in den Phasen des flachen Schlafs und des Tiefschlafs. Zudem ruht sich die Katze auch aus, indem sie sich ohne zu schlafen mit geschlossenen Augen hinlegt.
Seit 1955 wurden zur Erforschung dieses Verhaltens zahlreiche Experimente angestellt. In der Phase des flachen Schlafs wacht die Katze beim geringsten Geräusch auf. Darauf folgt der Tiefschlaf mit einer Phase, die man paradoxen Schlaf nennt und die der Traumphase entspricht. Die Muskeln sind dabei entspannter und die Aufwachschwelle deutlich höher. Nach EEG-Messungen herrscht in dieser Phase eine Hirnaktivität, die mit jener der Wachphasen vergleichbar ist. Ein weiteres Anzeichen für die Traumphase sind die schnellen Augenbewegungen (Rapid Eye Movement = REM) unter dem geschlossenen Lid. Manchmal zucken Beine, Schwanz, Haut und Schnurrhaare. Nach sechs oder sieben Minuten Tiefschlaf folgt eine etwa 20 bis 30 Minuten lange Phase flachen Schlafs. Schlafphasen folgen auf Traumphasen. Dann gähnt die Katze, steht auf, wechselt ihre Position und schläft wieder ein.
Nimmt die Katze während des Schlafens ein ungewohntes Geräusch wahr, öffnet sie ein Auge. Kann sie das Geräusch immer noch nicht identifizieren, ist sie rasch wach und aufmerksam. Wenn sie aber von allein aufwacht, gähnt sie zunächst ausgiebig und beginnt dann, sich zu strecken. Dabei wird durch präzise und sorgfältige Übungen jedes Gelenk gedehnt.